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"Es gibt dreierlei Arten Leser:
Eine, die ohne Urteil genießt, eine dritte, die ohne zu genießen urteilt, die mittlere, die geniessend urteilt und urteilend genießt; diese reproduziert eigentlich ein Kunstwerk aufs neue."

J.W. von Goethe

8. Jahrgang 2009, Heft 2, Thema:
Religionspädagogik in Begegnung mit Kunst -
Dokumentation der AfR-Jahrestagung 2009

Inhaltsverzeichnis mit Abstracts

Deckblatt und Inhaltsverzeichnis der Ausgabe

Editorial

Martin Rothgangel, Editorial (Seiten 1-2)

Teil 1: Religionspädagogik in Begegnung mit Kunst (AfR-Jahrestagung 2009)

Michael Wermke, Einleitung in die AfR-Jahrestagung: Religionspädagogik in Begegnung mit Kunst (Seiten 3-5)

Johannes Kirschenmann, Religiöse Bezüge in neueren kunstpädagogischen Konzepten. / Kunstpädagogik will wie die Religionspädagogik Kindern und Jugendlichen Orientierung in einem Leben voller Möglichkeiten (und „Unmöglichkeiten“) geben: Sie leisten einen essentiellen Beitrag zur Identitätsarbeit. Dabei rekurrieren beide Vermittlungswissenschaften auf die gesellschaftlichen und besonders medialen Sozialisationsbedingungen der Kinder und Jugendlichen. Dort regiert eine Ausrichtung am Bild, das über Handy und Internet eine ganz herausragende Position einnimmt. Daran knüpft der kunstpädagogische Vorschlag gegenüber der Religionspädagogik an, historische Bilder (der Kunst) mit den Alltagsbildern – auch gefunden in der handlungsorientierten Recherche – im Sinne einer didaktischen Ikonographie zu verbinden und jeweils tragende Motive als Diskursanlass der disziplinären Topoi zu verstehen. Die Bildauswahl folgt dem Dialogpotenzial der Bilder und versucht so, aktuell an den Vorschlägen von Emanuel Levinas und Martin Buber anzuschließen. (Seiten 6-25)

Martin Schreiner, Bericht zur Präsentation von Manuel Donato Díez „Die ‚Kunst der Verwandlung’ und die Religion“ (Seiten 26-32)

Michael Meyer-Blanck, Kunst aus religionspädagogischer Perspektive. / Der Beitrag ordnet nach einigen Bemerkungen zur Bedeutung der beiden Schulfächer Kunsterziehung und Religionslehre (1.), Kunst und Religion einander grundsätzlich zu (2.): Zunächst ist dabei das künstlerische Handeln, als welches auch das Unterrichten verstanden werden kann, vom Kunstwerk zu unterscheiden, bevor im Anschluss an Schleiermachers Ästhetik Wahrnehmung, Besinnung und Ausdruck einander zugeordnet werden. Danach werden (3.) ein hierarchisches, ein symbolisches und ein systemisches Verständnis der Zuordnung von Kunst und Glaube / Theologie unterschieden, wobei für das systemische Verständnis plädiert wird. Der Aufsatz schließt (4.) mit einigen bildungstheoretischen Überlegungen zur ästhetischen Erziehung. (Seiten 33-44)

Monika Fuchs, Von der Impression zur Expression – Exkursionsergebnisse krea(k)tiv (Seiten 45-52)

Heike Lindner, Musik und Religion vor Ort. Die kreativen Education-Projekte der Berliner Philharmoniker. / „You can change your life in a music class.“ Dieser Satz bringt die Gesamtkonzeption der Berliner Education-Projekte am besten zum Ausdruck: Musik verändert die Persönlichkeit, Musik verändert das Leben. (Seiten 53-58)

Silke Leonhard, Vom Anderen berührt. Andacht am 12.09.2009 anlässlich der AfR-Jahrestagung (Seiten 59-64)

Heike Lindner, Hier ist die Pforte des Himmels. Andacht am 13.09.2009 anlässlich der AfR-Jahrestagung. / Der Text verbindet synästhetisch die Perikope von der Himmelsleiter (Gen 28, 10-22) aus der Jakobserzählung mit einem Musikauszug aus Arnold Schönbergs Oratorium „Die Jakobsleiter“ und ausgewählten Bildern zu diesem Sujet. Unterschiedliche Deutungen der Gottesbegegnung Jakobs aus Musik und Kunst sollen das Tagungsthema „Religionspädagogik in Begegnung mit Kunst“ an einem konkreten biblischen Beispiel mit allen Sinnen erfahrbar machen. (Seiten 65-70)

Andrea Morgenstern, Religionspädagogik in der Begegnung mit Kunst. Ein Rückblick zur AfR-Jahrestagung (Seiten 71-74)

Teil 2: Kontrovers

Jürgen Heumann, Religionsunterricht darf kein Gebetsunterricht sein! Anmerkungen zum Problem einer Gebetspraxis im evangelischen und islamischen Religionsunterricht. / Im Religionsunterricht ist zunehmend eine neue Gebetspraxis ohne pädagogisch hinreichende Reflexion festzustellen. Der theoretische Hintergrund solcher Praxis scheint in neueren konzeptuellen Überlegungen auf, wie sie sich im Evangelischen Religionsunterricht, aber auch in Entwürfen für einen Islamunterricht finden. Der Beitrag plädiert für einen bildungstheoretisch begründeten Umgang mit Gebet und affirmativen Zugängen außerhalb des Religionsunterrichts, etwa in „Räumen der Stille“. (Seiten 75-85)

Bernd Kietzig, Religionsunterricht versus Ethikunterricht – tertium (non) datur?! / Nachstehende Überlegungen referieren Ergebnisse aus der Moral- und Religionsforschung, die eine eindeutige Zuordnung der Moralerziehung in die Fächer Religion oder Ethik ungeeignet erscheinen lassen. Es wird der Nachweis erbracht, dass die bloße Vermittlung moralischer Inhalte und Prinzipien keine Gewähr für die Stärkung der moralischen Urteilsfähigkeit bei Jugendlichen bietet. Dies wird bei Jugendlichen mit dogmatisch orientierter Religiosität – wie sie vor allem in religiösen Sondergemeinschaften gepflegt wird besonders deutlich. Forschungsergebnisse belegen für diese Gruppen unterdurchschnittliche Werte in der moralischen Urteilsfähigkeit. Bei einer zunehmend multikulturellen und multikonfessionellen Schülerschaft wird daher die Integration der Unterrichtsfächer Religion und Ethik favorisiert. (Seiten 86-98)

Teil 3: Varia

Edgar Thaidigsmann, „Das Christentum mit der Barbarei?“ Impulse Hans Joachim Iwands im Blick auf die Bildungsdiskussion. / Hans Joachim Iwand (1899-1960), einer der bedeutenden Theologen des letzten Jahrhunderts, hat sich nach 1945 auch Fragen der Bildung zugewandt. Seine Äußerungen dazu bieten Anregung für die gegenwärtige Debatte über Bildung. Mit Bezug auf Schleiermacher und Nietzsche wendet er sich sowohl gegen eine Synthese von Christentum und Bildung wie auch gegen eine Diastase. Er zeigt, dass das Evangelium gegen alle Verdeckung in einer für die Bildung relevanten Weise in die Wirklichkeit von Mensch und Welt hineinführt. Ein bloß konstruktivistisches Verständnis von Bildung verfehlt demnach Wesentliches. (Seiten 99-104)

Eberhard Lempp, Der Begriff „Bildung“ bei Hans Joachim Iwand und in der Pädagogik seiner Zeit. / Geschildert wird im Anschluss an K. E. Nipkow die pädagogisch-kulturpolitische Frontbildung in Deutschland zwischen 1920 und 1955, fokussiert auf die Auseinandersetzung zwischen den Leitkategorien ‚Erziehung‘ und ‚Bildung‘. Darin werden die Positionen der evang. Religionspädagogik eingezeichnet, insbesondere die Position eines reformatorisch erneuerten Protestantismus, dem Iwand in den 1950er Jahren wie Nipkow heute zugeordnet werden. Der für diese Position konstitutive Bildungsbegriff wird in seiner neuplatonisch-mystischen Herkunft kenntlich gemacht und wegen seiner daraus folgenden pädagogischen Überschwänglichkeit kritisiert: Für Iwand geht es in seinen Aufsätzen zum Bildungsthema um die theologische Frage nach dem neuen Menschen. Dem gegenüber werden unter den Stichworten Mündlichkeit, Katechumenat und politische Elementarbildung Ansatzpunkte für ein pädagogisches Handeln der Kirche im Sinne von Luthers Zwei-Reiche-Lehre skizziert. (Seiten 105-114)

Bernhard Dressler, Was soll eine gute Religionslehrerin, ein guter Religionslehrer können? / Der Beitrag fragt im Blick auf die Kompetenzen von ReligionslehrerInnen nach dem Faktor „Personalität“ in religiösen Bildungsprozessen, ohne in den Sog ideologieanfälliger „Persönlichkeits“-Konzepte zu geraten. Zugleich wird vorgeschlagen, Handlungsmuster von Religionslehrkräften nicht rollentheoretisch zu verstehen, sondern im Lichte eines Habitus-Konzepts, das vor allem Selbstunterscheidungsfähigkeit einschließt. Implizit werden damit zugleich die Standardisierbarkeitsgrenzen religionspädagogischer Kompetenz thematisiert. (Seiten 115-127)

Heike Lindner, Religion lehren? Zwischen Identitätsbildung und Praxisanforderung im religionspädagogischen Spannungsfeld „Professionalisierung“. / Der Perspektivenwechsel von input-orientierten Lehrplänen zu Kompetenzen und Standards einer output-orientierten Schulbildung als Reaktion auf die OECD-Bildungsstudien (z. B. PISA) hat eine Reform der Lehrerbildung ausgelöst, welche im Gefolge des Bologna-Prozesses den Hochschulen und Universitäten in Europa aufgetragen ist. Der Leitbegriff „Professionalisierung“ bestimmt daher auch den religionspädagogischen Diskurs hinsichtlich der Frage, welche Kompetenzen für das Berufsfeld des Religionslehrers / der Religionslehrerin angesichts aktueller und zukünftiger gesellschaftlicher Herausforderungen notwendig sind. Diese bildungspolitische Entwicklung stellt eine wichtige Aufgabe für die Reformen in der 1.-3. Phase der Lehrerbildung dar. Wie lassen sich aber die Anforderungen professioneller Standards und Kompetenzen angehender Religionslehrerinnen und Religionslehrer mit ihrer Identitätsbildung in Beziehung setzen? Der Beitrag geht diesen Aspekten nach und entwirft ein Modell zu evangelisch-theologischen und religionspädagogischen Kompetenzen im Professionalisierungsfeld des Religionsunterrichts unter Berücksichtigung der Identitätsfrage. (Seiten 128-142)

Wilhelm Schwendemann, Calvin, Castellio und die Menschenrechte – einen Menschen töten heißt nicht eine Lehre verteidigen, sondern einen Menschen töten. / Calvins und Castellios Überzeugungen von Toleranz, Umgang mit Ketzern stehen im Mittelpunkt des Aufsatzes. Beide Theologen beziehen sich auf den französischen Humanismus, werden aber letztlich durch verschiedene Wege in der Genfer und in der Basler Reformation auseinandergebracht. Der Servet-Prozess in Genf stellte schon damals eine Position dar, die sich schwer mit dem Grundverständnis der Reformation von Toleranz, Menschenwürde, Achtsamkeit vereinbaren ließ. Im heutigen Verständnis haben beide Positionen aber wesentlich zur Schärfung und Sensibilisierung für ein demokratisches Gemeinwesen beigetragen, das Toleranz als zu erwerbende Kompetenz und Sozialprinzip in einer pluralen Gesellschaft verstehen muss. (Seiten 143-160)

Halise Kader Zengin, Lernspiele im Koranunterricht: Die Einführung eines spielpädagogischen Ansatzes beim Koranunterricht für Kinder. / Der Koranunterricht weist eine Kontinuität auf, die von der Zeit des Propheten bis in unsere Tage reicht. In diesem Beitrag wird der Koranunterricht für Kinder und Institutionen, an denen der Koranunterricht erteilt wurde, in der Pädagogikgeschichte des Islams nachgezeichnet. Es wird der Bedarf an neuen Ansätzen für den Koranunterricht und Lernspiele als lehrmethodischer Ansatz diskutiert. Schließlich werden exemplarisch Lernspiele für den Koranunterricht vorgestellt. (Seiten 161-178)

Teil 4: Rezensionen

Martin Schreiner, „Religionspädagogik in systemischer Perspektive“ – „Gretchenfrage Menschenbild“ – „Ohne Gott leben“. Hinweise auf religionspädagogisch interessante Neuerscheinungen (Seiten 179-212)

Teil 5: Tagungsankündigungen und Tagungsberichte

„Theo-Web-Pinnwand“ - Tagungsankündigungen (Seite 213)

Eckhart Marggraf / Peter Schreiner, Diversity shapes Europe’s Future. The Contribution of Intercultural Dialogue and Religion to Education for Living together in Europe. Tagung des Internationalen Verbands christlicher Erzieher und der Intereuropean Commission on Church and School vom 18. bis 19. September 2008 in Berlin (Seiten 214-215)

Eckhart Marggraf, Qualitätsentwicklung in Schulen durch Evaluation? Ein europäischer Austausch zwischen christlichen Pädagogen. Tagung des Internationalen Verbands christlicher Erzieher vom 14. bis 17. April 2009 in Bad Wildbad (Seiten 216-217)

 

Impressum

HerausgeberInnen

Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen) (ViSdP)
Prof. Dr. Ferdinand Angel (Uni Graz)
Prof. Dr. Martin Bröking-Bortfeldt (1952-2006)
Prof. Dr. Monika Jakobs (Uni Luzern)
Prof. Dr. Helga Kohler-Spiegel (PA Feldkirch)
Prof. Dr. Manfred L. Pirner (Uni Erlangen-Nürnberg)
Prof. Dr. Rolf Schieder (Uni Berlin)
Prof. Dr. Martin Schreiner (Uni Hildesheim)
Prof. Dr. Bernd Schröder (Uni Saarbrücken)
Prof. Dr. Andrea Schulte (Uni Erfurt)
Prof. Dr. Michael Wermke (Uni Jena)

Redaktion

Prof. Dr. Martin Rothgangel (Uni Göttingen, verantwortlich)