Der Aufsatz bearbeitet die Frage, wie Studierende der Religionspädagogik so zur Positionierungsarbeit herausgefordert werden können, dass die häufig zu hörende und im Titel genannte Relativierung von Glaubenswahrheiten einer differenzierten Beobachtung weicht. Dafür bietet der Beitrag mit den vier Reflexionsstufen des Unterscheidens, Paradoxologisierens, Beobachtens und Bewahrheitens ein konstruktivistisch und theologisch begründetes Werkzeug an, das - im Sinne kognitiver Aktivierung durch Paradoxien und philosophischer Reflexion zu unterscheidenden Arten von Wahrheitsansprüchen und deren Vernetzung - epistemologische Aufmerksamkeit schult. Die beiden Beispiele der Reflexion eines Unterrichtsmediums zu eschatologischen Fragen und einer schwierigen Unterrichtssituation im Praxissemester verdeutlichen das Potential dieses Werkzeugs, angehende Lehrpersonen zur eigenen Positionierung und zugleich zu kritischen Urteilen über Medien für den Unterricht und das eigene Verhalten in schwierigen Unterrichtssituationen zu befähigen. Epistemologische Aufmerksamkeit bildet die Grundlage dafür, eine Haltung epistemischer Demut zu entwickeln, insofern sie es erlaubt, im Wechsel von Beobachtungsstandpunkten zu erfassen, dass immer auch Anderes möglich wäre.